Wie die Stadtverwaltung Jena ein
abschreckendes Beispiel gegen Schwarzbauten konstruiert hat
Ja, wir bekennen uns schuldig, seit weit über 20 Jahren
ständig in unserem Häuschen auf unserem
Wochenendgrundstück zu wohnen.
Ja, wie haben vor ca. 19 Jahren ohne Baugenehmigung begonnen unser
reparaturbedüftiges Haus zu sanieren und zu erweitern. 1994,
kurz vor Beendigung der Bauarbeiten wurde ein Baustopp
ausgesprochen und die Einreichung eines Bauantrages gefordert. Dieser
wurde fristgemäß am 21.März 1994
eingereicht und bei der Abgabe wurde mir ein positiver Bescheid in
Aussicht gestellt. Am 25.März 1994 erging ein schriftlicher
Baustopp und die Androhung eines Zwangsgeldes in Höhe von
10.000 DM.
Am 4.November 1994 erhielten wir einen Zwischenbescheid zu unserem
Bauantrag. Hauptgründe für die Ablehnung des damals
noch zum unbeplanten Innenbereich gehörenden Vorhabens waren :
- verkehrlich nicht erschlossen
- Ver- und Entsorgung nicht gegeben
- hohe zu erwartende Kosten für die Stadt, bei weiteren
Antragstellern, wenn unseres genehmigt würde
Über Jahre wohnten wir auf der Baustelle unter
schwierigsten Bedingungen, aber bei Einhaltung des Baustopps. Die seit
1994 bereitliegenden Dachziegel wurden erst im Sommer 1995 eingedeckt,
da die notdürftige Folien-Abdeckung des Dachstuhles durch
Hitzeeinwirkung sich zu entzünden drohte. Damit wurde das
Zwangsgeld von 10.000 DM fällig und am 28.September 1995 wurde
ein erneutes Zwangsgeld in Höhe von 12.000 DM angedroht.
Am 27.Januar 1997 erhielten wir die Ablehnung unseres Bauantrages der
erstmalig einen Hinweis auf die Möglichkeit eines Abrisses des
Gebäudes enthielt. Die Ablehnung erfolgte mit verschiedenen
Begründungen, die zum Teil widersprüchlich oder
für unser Vorhaben nicht zutreffend sind. Jetzt ist unser
Grundstück im Außenbereich, im Naturschutzgebiet und
das Ausufern der planlosen Bebauung wäre zu
erwarten. Trotz zahlreicher Kritikpunkte riet uns unser damaliger
Anwalt, keinen Widerspruch einzulegen und die 10.000 DM zu zahlen, da
die Stadt zugesichert hätte, unser Haus im derzeitigen Zustand
zu dulden.
Am 27.Februar 1997 fand dieses verhängnisvolle
Telefongespräch statt :
Am 23.Juli 1997
wurde die letzte Rate der 10.000,-DM eingezahlt und kurze Zeit
später am 13.11.1997 erhielten wir persönlich
zugestellt und nicht über unseren Anwalt einen
Abrißbescheid. Bis zu dieser Zeit hatten wir
nachweislich den Baustopp eingehalten und die Außenfassade
nicht vollendet. Für all das gibt es Dokumente und Fotos, die
das belegen können.
Man kann den Gerichten und auch den Stadtverordneten nicht mal den
Vorwurf machen, falsch zu entscheiden, wenn die Behörden alle
Möglichkeiten nutzen die Akten und Dokumente entsprechend den
eigenen Interessen zu modifizieren und so die öffentliche
Meinung beeinflussen.
Als wir in der Bürgersprechstunde um Gnade winselten, benahm
sich der Herr OB Dr. Albrecht Schröter wie ein kleiner, dummer
Junge : " Ich habe mir Ihr Schreiben gar nicht erst durchgelesen, ich
versteh´ es ja doch nicht, dafür habe ich meinen
Bauordnungsamtsleiter". Dieser hatte Nichts weiter zu tun, als die
gleichen Lügen herzubeten, die in all den Jahren die
Meinungsbildung der Richter und Stadtverordneten beeinflusste. Ich habe
ihn daraufhin direkt angesprochen, das unser Fall sehr geschickt
konstruiert wurde, um das lange ersehnte abschreckende Beispiel zu
schaffen. Lachend antwortete er, in Anwesenheit meiner Frau und meines
Anwalts : "Aber sie können es nicht beweisen!". Getreu dem
Motto "Behörden haben immer Recht !" darf gelogen werden, was
das Zeug hält. Niemand stellt diese Behauptungen in Frage. Wie
ein roter Faden ziehen sich die Verleumdungen und Manipulationen durch
die Dokumente, die mir vorliegen. Die Stadtverwaltung hat sicherlich
aus "datenschutzrechlichen Gründen" alle meine Sichtweise auch
nur ansatzweise bestätigenden Unterlagen vorsorglich
gelöscht. Ich kann zumindest Alles, was ich behaupte, auch mit
Dokumenten beweisen ! Leider haben bisher weder Gerichte, noch die
Stadtverordneten, das mir zugesicherte Recht auf Anhörung
gewährt.
In den ganz frühen 90er-Jahren wurde mir auf Anfrage beim
Stadtentwicklungsamt (damals in der Unterlauengasse) geantwortet, das
Grundstücksbesitzer die in ihren Garten- und
Wochenendhäusern wohnen wollen, unterstützt werden,
um Wohnungen freizulenken.
Jetzt werden reihenweise Kleingärten geopfert um Bauland zu
schaffen. Sicherlich wurde auch diesen versprochen, sie
könnten ihren Lebensabend dort in Ruhe verbringen.
Für einige Bauherren werden entgegen dem Bürgerwillen
teilweise ganze Waldstücke gerodet, es wird empfohlen Teile
von Naturschutzgebieten herauszulösen, "da wir ja
genügend Natur haben", Stadtverordnete werden bewußt
getäuscht, nur um die Interessen Einzelner bzw. "die
Vorzugsvarianten der Verwaltung" durchzusetzen.
Ich werde das Gefühl nicht los, das unser
Oberbürgermeister eine kriminelle Vereinigung
unterstützt, die mit Psycho-Terror Familien in soziale Not
drängt, um günstig an Bauland zu kommen. Selbst in
einer Jenaer Lokalzeitung wurde einmal unser Bauordnungsamtsleiter mit
den Worten : "Es muß auch Baugrundstücke
für Leute geben, die etwas mehr Geld haben..." zitiert. Mir
sind mehrere Fälle bekannt, wo Jenaer Familien ihr
Grundstück verkauft haben und von Jena weggezogen sind, da sie
dem Terror nicht standhielten.
Auch ich sehe im Moment nur, das meine Familie in die Privatinsolvenz
gedrängt wird, um billig an unser Grundstück zu
kommen. Und obwohl unser letzter Widerspruch vom Gericht noch nicht
bearbeitet wurde, droht die Behörde mit Zwangsvollstreckung ,
Zwangsräumung und Zerstörung unseres Eigentums.
Das Thüringer Landesverwaltungsamt hat 2012 zum wiederholtem
Male die Stadt Jena angefragt, ob dem Widerspruch nicht abgeholfen
werden könne und mit dem Hinweis versehen, das bis zur
Verhandlung die Stadt Jena keine weiteren Maßnahmen
unternehmen solle. Als Antwort kam jetzt von der Stadt Jena die
Aufforderung zur sofortigen Zwangsräumung, um eventuelle
Personenschäden zu vermeiden. Offensichtlich spielt die Stadt
auf die fünf Todesopfer bei einer Zwangsräumung in
Karlsruhe vom 4.7.2012 an.
Da wir uns aus finanziellen Gründen keine andere Wohnung
leisten können, würde uns, um nicht obdachlos zu
sein, von der Stadt eine Notunterkunft gestellt. Unser Eigentum wird
kostenpflichtig eingelagert , unser Haus, nach dem erfolgtem Abriss,
kostenpflichtig entsorgt. Ein wahrlich abschreckendes Beispiel, wie die
Stadt Jena soziale Härtefälle und Altersarmut
produziert.
Wir sind nach 15 Jahren dieser ständigen Bedrohungen
finanziell und nervlich völlig am Ende. Meine Frau lag jetzt
nach mehreren Nervenzusammenbrüchen wochenlang in der Klinik,
wir beide sind wie gelähmt und daher fast handlungs- bzw.
erwerbsunfähig. Wir bekommen beide kein Krankengeld, da wir
selbständig sind und daher auch im Moment kaum Einkommen haben.
Dieses Grundstück mit unserem Häuschen ist unsere
Lebens- und Existenzgrundlage, die wir uns alleine und nur mit unseren
vier Händen geschaffen haben.
Beim zweiten Kliniksaufenthalt meiner Frau wurde ein schnellwachsender
Gehirntumor festgestellt und operativ entfernt. Zur Zeit unterzieht sie
sich einer kombinierten Chemo- und Strahlentherapie.
Der Herr Bauordnungsamtsleiter legt aber noch nach und verlangt jetzt
die Schlüssel des geräumten Hauses bis Mitte November
2012, damit nicht noch kostenpflichtig eingebrochen werden
muß.
Selbst wenn ich notgedrungen aus meinem Haus ausziehen würde,
wüßte ich nicht, wie ich das schaffen
könnte und wohin mit meiner kranken Frau und unserem Mobiliar.
Uwe Ronneberger
Jena, den 31.Oktober 2012